Jetzt fühle ich mich viel lädierter. Alles tut weh. Und wenn es mal nicht mehr wehtut, habe ich trotzdem das Gefühl, ein einziger Muskelkater zu sein. Man hat mich hier und da aufgeschnitten, um ein paar Brüche zu richten, und mich wieder zusammengeflickt. Ich bin voller Drähte, Platten und Schrauben, der reinste Eisenwarenladen. Meine Identität besteht aus deinem Haufen Röntgenaufnahmen, den die Arzte mit zufriedener Miene studieren, allen voran mein Chirurg: Darmbeinstachel, Darmbeinschaufel, Schambein, Oberschenkelhals,
Oberschenkelknochen, Schienbein und Wadenbein. Bewegen kommt nicht in Frage, das ist strengstens verboten.
Marie-Sabine Roger's Roman ist eine gelungene Liebeserklärung an das Leben. Stets humorvoll greift sie viele Themen auf; neben Alter, der Frustration, die damit einhergeht, und die Garstigkeit, die darauf folgt, sowie die Einsamkeit, fließen viele andere, viel diskutierte Sachverhalte und hochaktuelle Problematiken ein - Homosexualität, interfamiliäre Schwierigkeiten, junge Schwangerschaften, Prostitution, um nur einiges zu nennen. In nur einem Wort? Spritzig.
Mit erheblicher Feinfühligkeit versetzt sich die Autorin in Jean-Pierre hinein, der in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnern kann. Viel Besuch bekommt er zwar nicht, doch seine Ruhe hat er doch nie. Die vierzehnjährige Maëva hat es auf seinen Laptop abgesehen, Maxime, ein junger Polizist, versucht herauszufinden, wie Jean-Pierre in der Seine gelandet ist, weswegen er im Krankenhaus gelandet ist, der gutherzigen Krankenschwester Myriam wächst der alte Griesgram mit Galgenhumor so ans Herz, dass sie ihn zu ihrem Lieblingspatienten ernennt. Und dann ist da noch Camille, der Student, der Jean-Pierre aus der Seine gefischt hat, und ihm damit das Leben gerettet hat.
Und langsam findet Jean-Pierre den Weg zurück ins Leben.
Die gesamte Lektüre wird von einem leichten Sarkasmus begleitet, Dinge werden mal von einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet. Es wird zwar vieles (gesellschaftlich) kritisiert, aber andererseits scheint das Buch auch zu mehr Toleranz aufzufordern. Ich kann nur sagen: Lest es!
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